Vor kurzem war es wieder soweit: wie in jedem August haben die Perseiden mit bis zu 100 Sternschnuppen ein Spektakel an den Nachthimmel gezaubert. Aber nicht nur mit Sternschnuppen ist der Nachthimmel ein lohnendes Motiv. Grund genug in diesem Tutorial die Punkte zusammenfassen, die ich bei der Sternenhimmelfotografie berücksichtige.
Grundlagen
Da sich die Erde dreht, können die Sterne nur punktförmig abgebildet werden, wenn die Belichtungszeit für Nachtverhältnisse vergleichsweise kurz sind. Wird zu lange belichtet, verwandeln sich die Sterne in Striche, die als konzentrische Kreise um den Himmelspol angeordnet sind. Dabei ziehen die Sterne immerhin mit 15 Grad pro Stunde über den Nachthimmel um den Himmelspol. Dadurch ergeben sich zwei unterschiedliche Ansätze für den Nachthimmel-Fotografen:
- Originalgetreue Abbildung des Nachthimmels mit punktförmigen Sternen und
- Abbildung des Nachthimmels mit Sternspuren (Circumpolar).
Wie lang die Sternenspuren auf dem Foto werden, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:
Brennweite | Auch wenn sich die Winkelgeschwindigkeit der Sterne mit der Brennweite natürlich nicht ändert, so führt eine lange Brennweite dazu, dass die Sternenspuren im Bild mit zunehmender Brennweite länger erscheint. Dies liegt daran, dass die Spuren mit längerer Brennweite einfach Größer dargestellt und somit früher sichtbar werden. Soll also der natürliche Sternenhimmel ohne aktive Nachführung fotografiert werden, so wird üblicherweise auf ein Weitwinkel-Objektiv zurückgegriffen. |
Blickrichtung | Aufgrund der Erdrotation drehen sich die Sterne scheinbar um die Himmelspole. Hier auf der Nordhalbkugel scheinen sich die Sterne demnach alle um den Polarstern zu drehen, da dieser Stern ziemlich genau am Himmelsnordpol steht. Der Polarstern wird daher auch bei längeren Belichtungszeit oder Brennweite nahezu punktförmig abgebildet. Je weiter ein Stern vom Himmelspol entfernt ist, umso länger wird jedoch bei gleicher Belichtungszeit die Sternspur. Bei Bildern wo der Himmelspol mit im Bild ist, kann man deutlich erkennen, dass die Sternspuren länger werden, je weiter der Stern vom Himmelspol entfernt ist. |
Belichtungszeit | Je länger das Foto belichtet wird, umso weiter dreht sich die Erde und die Strichspuren werden länger. Die maximale Belichtungszeit, bei der die Sterne noch natürlich abgelichtet werden, hängt wie oben beschrieben, auch von der Brennweite ab. Bei einem 12mm Weitwinkel an einem Crop-Sensor, kann man so nach meiner Erfahren zwischen 20 und 30 Sekunden belichten, um punktförmige Sterne auf dem Foto zu erhalten. Weiter unten gibt es aber auch noch eine Formel, mit die maximale Belichtungszeit errechnet werden kann. |
Voraussetzungen
Wetter | Eine grundsätzliche Voraussetzung ist ein möglichst wolkenfreier und klarer Himmel. Eine geringe Luftfeuchtigkeit ist wünschenswert, da es ansonsten in der Nacht für den Fotografen schnell klamm und kalt werden kann. Außerdem kann es bei hoher Luftfeuchtigkeit auch zur Kondensation auf dem Objektiv kommen. Gerade in Verbindung mit starkem Frost eine sehr unangenehme Erscheinung. Besonders im Winter sollte daher besser nicht in Richtung Frontlinse des Objektiv ausgeatmet oder die Linse gar angehaucht werden. |
Mond | Hier scheiden sich die Geister. Die einen schwören auf mondlose Nächte, andere hingegen nutzen das Mondlicht um eine teilweise beleuchtete Landschaft zu bekommen. Hier hilft also wohl nur probieren, was einem besser gefällt.Soll allerdings die Milchstraße fotografiert werden, so kann der Himmel eigentlich gar nicht dunkel genug sein. In diesem Falle lieber bei Neumond oder vor Mondauf- bzw. nach Monduntergang fotografieren. |
Standort | Es sollte ein Standort fernab von großen Städten gewählt werden, bei dem möglichst wenig Lichtverschmutzung sichtbar ist. Gerade in Verbindung mit einem trüben Himmel sind sonst viele Sterne nicht sichtbar.Im Internet finden sich auch Quellen für Karten, die die Lichtverschmutzung in Deutschland bzw. Europa zeigen (z.B.: hier, hier, hier und hier). |
Jahreszeit | Grundsätzlich ist die Jahreszeit egal, wobei die Wetterbedingungen im Sommer und im Winter am besten sein dürften. Der Sommer hat den Vorteil, dass es für den Fotografen angenehmer ist, dafür muss man in unseren Breitengraden länger warten, bis es dunkel wird. Im Winter ist die Nacht länger und die Temperatur geringer, was der Bildqualität zu Gute kommt: je kälter der Sensor, umso geringer das Bildrauschen. Dafür hält der Akku bei Minus-Graden nicht so lange. |
Ausrüstung packen
Minimale Ausrüstung
Kamera | Eigentlich ist jede Kamera geeignet, die sowohl einen manuellen Fokus als auch manuelle Einstellungen von Blende, Zeit und ISO ermöglichen. Ideal ist eine Digitale-Spiegelreflex-Kamera, bei der die Spiegelvorauslösung aktiviert werden kann.Auf analoge Kameras gehe ich hier nicht weiter ein. Hier sind noch einige Besonderheiten zu beachten (z.B. Schwarzschildeffekt des analogen Filmmaterials), mit denen ich noch keine Erfahrungen gesammelt habe. |
Abdeckkappe für den Sucher | Damit kein Streulicht durch den Sucher auf den Sensor fallen kann, sollte der Sucher für die Aufnahme abgedunkelt werden. Ist das Originalteil von der Kamera verschwunden, funktioniert auch ein einfaches Tuch oder ein Klebestreifen, der sich leicht wieder entfernen lässt. |
Speicherkarten | Es sollten ausreichend Speicherkarten eingepackt werden. Bei der Vorbereitung daran denken, dass die Karten auch wirklich leer und Einsatzbereit sind. |
Wechselakku | Für ausreichend Strom sollte der (aufgeladene) Wechselakku eingepackt werden. Gerade im Winter sollte der Akku warm gelagert werden (z.B. in der Innentasche der Jacke), solange er nicht verwendet wird. |
Objektiv | Die Objektivwahl gilt es grundsätzlich so viel Licht wie möglich auf den Sensor zu bekommen, ohne die Belichtungszeit ins unermessliche zu steigern. Daher gilt: je lichtstärker, je besser. Eine Offenblende von f 2,8 ist gut – aber noch mehr Licht ist noch besser.Das zweite wichtige Kriterium ist die Brennweite.In der Regel wird ein Weitwinkel mit 24mm oder weniger verwendet (siehe auch Grundlagen), insbesondere wenn neben den Sternen auch noch etwas Landschaft mit ins Bild soll.Stehen mehrere Objektive zur Auswahl, so kommt die Abbildungsleistung ins Spiel. Wer hier mehr Informationen benötigt findet im DSLR-Forum eine Übersicht. Laut dieser Liste sollte Ich also lieber zu meinem 24-70mm f2,8 als zu meinem 16-35mm f2,8 greifen.Ein Vergleich von Rokinon Objektiven, die in Deutschland auch unter dem Namen Samyang oder Walimex verkauft werden gibt es hier und einen Vergleich von zwei Fish-Eye-Objektiven hier. |
Fernauslöser | Der Fernauslöser soll eine erschütterungsfreie Auslösung ermöglichen. Idealerweise steht ein Timer zur Verfügung (z.B. Canon TC-80N3) mit dem automatisch mehrere Bilder nacheinander aufgenommen werden können. Ähnliche und teilweise kostengünstigere Lösungen lassen sich auch mit dem Handy realisieren (z.B. Triggertrap, oder DSLR-Remote). |
Stativ | Ein möglichst stabiles Stativ soll verwackelte Aufnahmen vermeiden. Deshalb sollte das Stativ nach Möglichkeit nicht ganz ausgezogen werden (insbesondere die Mittelsäule), damit es möglichst stabil steht. |
Taschenlampe | Da in der Dunkelheit gerne was verlegt wird, darf eine Taschenlampe oder eine andere Lampe nicht fehlen. Damit man in der Dunkelheit nicht selbst zu sehr geblendet wird, bietet sich auch die Verwendung einer Rotlichtlampe an.Bei der Belichtung selbst sollte es allerdings möglichst dunkel sein – also vor dem Belichten die Taschenlampe ausschalten und kein Lagerfeuer oder ähnliches machen. |
Optionale Ausrüstung
Sitzgelegenheit | Da die Fotografien häufig viel Zeit in Anspruch nehmen, sollte eine Sitzgelegenheit eingepackt werden. Einfach auf den Boden setzen ist nicht so empfehlenswert, da ein feuchter Boden schnell die Kälte in die Knochen treibt. Daher lieber einen Klappstuhl oder wenigstens eine ISO-Matte mitnehmen. |
Kälteschutz | Je nach Temperaturen und eigenem Kälteempfinden darf die Jacke, Decke und ggf. den Schlafsack nicht fehlen. Eine sterneklare Nacht kann auch im Sommer sehr kalt werden. |
Proviant | Ein kleiner Snack oder für den Winter gerne auch eine Thermoskanne mit heißen Getränken ist sicher auch keine schlechte Idee. |
Grundeinstellungen an der Kamera
RAW-Format aktivieren | Da im RAW-Format mehr Spielraum bei der Bearbeitung bleibt (z.B. beim Weißabgleich oder beim Herausarbeiten von Details) sollte ausschließlich im RAW-Modus fotografiert werden. |
Kamerainterne Rauschreduzierung deaktivieren | Bei der kamerainternen Rauschreduzierung wird üblicherweise nach der Aufname ein zweites Bild bei geschlossenem Vorhang mit gleicher Belichtungszeit gemacht (Darkframe). Dieses Bild wird anschließend mit der zuvor belichteten Bild verrechnet wird. Auf diese Weise wird das Rauschen und Hotpixel aus dem Bild herausgerechnet. Dabei können jedoch auch kleinere Sterne ebenfalls gelöscht werden. Daher sollte diese Option deaktiviert und ggf. manuelle Darkframes erzeugt werden (siehe auch unten). |
Spiegelvorauslösung | Damit der Spiegelschlag nicht zu verwackelten Fotos führt, kann bei den meisten Kameras die Spiegelvorauslösung aktiviert werden. Ist die Funktion aktiviert, wird beim ersten Betätigen des Auslösers lediglich der Spiegel hochgeklappt. Danach wartet der Fotograf einige Sekunden, bis die Schwingungen vom Spiegel abgeklungen sind und erst dann wird mit einem zweiten Druck auf den Auslöser der Verschluss geöffnet und das Bild belichtet. |
Live-View-Modus nach dem Fokussieren deaktivieren | Auf den Live-View-Modus sollte nach Möglichkeit verzichtet werden. Im Live-View-Modus gibt es zwar keine Probleme mit Schwingungen beim Wegklappen des Spiegels, allerdings wird der Sensor in diesem Modus kontinuierlich angesprochen. Dadurch wird der Sensor warm, was zu erhöhtem Rauschen führen kann. |
Belichtungszeit | Sollen punktförmige Sterne aufgenommen werden, so ist die maximale Belichtungszeit abhängig von Brennweite (ggf. unter Einbeziehung eines Crop-Faktors) und von der Blickrichtung. Um es nicht zu kompliziert zu machen kann, zur Ermittlung der maximalen Belichtungszeit folgender Formel genutzt werden:
tmax = 500 / (Crop-Faktor * Brennweite) Mit dieser Formel sollten immer relativ punktförmige Sterne auf den Sensor gebannt werden. |
Blende | Die Blende sollte möglichst weit geöffnet werden (kleine Blendenzahl). Wenn die Abbildungsleistung des Objektivs bei offener Blende zu gering ist, kann das Abblenden helfen. Hier gilt es mit dem eigenen Objektiv auszuprobieren, was zu besseren Ergebnissen führt. |
ISO-Wert | Der ISO-Wert sollte so hoch wie möglich gewählt werden, ohne dass das Bildrauschen zu stark wird. Es ist also ein Kompromiss zwischen Bildrauschen und Lichtempfindlichkeit einzugehen. Unter 800 – 1600 ISO sind jedoch keine brauchbaren Ergebnisse zu erwarten. Bei Kameras mit rauscharmen Sensoren kann ggf. auch höhere ISO-Werte von 3200 verwendet werden. |
Bildstabilisator | Der Bildstabilisator sollte ausgeschaltet werden. |
Autofokus deaktivieren | Der Autofokus sollte deaktiviert werden, um einen einheitlichen Fokus bei Mehrfachaufnahmen zu gewährleisten |
Fokussieren
Das Fokussieren ist wohl eines der kniffeligsten Punkte bei der Nachtfotografie. Üblicherweise gibt es keine hellen Bereiche im Bild, die genügend Kontrast für den Autofokus liefern. Man kann versuchen sich mit der Taschenlampe zu behelfen indem entweder ein entferntes Objekt angeleuchtet, oder die Taschenlampe weit genug entfernt ablegt und die beleuchtete Stelle an fokussiert. Das klappt mal gut, mal aber auch gar nicht. Funktioniert der Autofokus nicht, dann muss manuell fokussiert werden. Das geht relativ leicht von der Hand, wenn die Kamera über einen Live-View-Modus verfügt. In diesem Fall wird im Live-View-Modus ein Stern oder der Mond anvisieren. Bei größter Vergrößerung des Live-View-Bildes wird solange am Fokusring gedreht, bis der Stern bzw. das Objekt möglichst klein im Display erscheint. Ohne Live-View ist das manuelle Fokussieren ein wenig schwieriger. Dies liegt daran, dass bei den meisten Objektiven keine genaue Skala vorhanden ist und daher anhand der Skala nicht genau zu erkennen ist, wann korrekt auf unendlich fokussiert wurde. Um diesem Problem zu entkommen gibt es drei Möglichkeiten:
- Am einfachsten funktioniert das manuelle Fokussieren, wenn die fehlende Skala am Objektiv selbst angebracht wird. Dazu wird tagsüber mit der Brennweite und Blende, die Nachts verwendet werden soll ein weit entfernten Gegenstand an fokussiert. Anschließend wird die Position der Fokusmarkierung am Objektiv markiert (z.B. durch einen Klebestreifen). Bei der Nachtaufnahme muss der Fokus dann nur noch entsprechend der zuvor angebrachten Markierung eingestellt werden.
- Scharfstellen über den Sucher. Das klappt bei mir in der Regel nicht, da ich normalerweise nichts in der Umgebung habe, was hell genug wäre um es an zu fokussieren. Und falls es doch was gibt, würde ich es mit dem Autofokus versuchen (siehe oben).
- Die letzte Idee zum Thema fokussieren: Mit Probefotos langsam an die richtige Schärfe herantasten. Dies ist allerdings nur eine theoretische Möglichkeit, von der ich abrate.
Bildausschnitt wählen

4 Einzelaufnahmen mit Canon EOS 20D mit jeweils 12mm, f/8.0, 966 Sek., ISO 100 in PS als Ebenen mit Verechnungsmodus “Aufhellen” zusammengefügt.
Den korrekten Bildausschnitt zu finden, wenn der Sucher dunkel ist, kann auch schwierig werden. Ist absolut nichts zu erkennen, helfen nur noch Probefotos. Dabei stelle ich den höchsten ISO-Wert ein, passe die Belichtung entsprechend an und verändere solange den Bildausschnitt, bis es ungefähr passt. Mit etwas Erfahrung findet sich der korrekte Bildauschnitt aber vergleichsweise schnell und kleinere Abweichungen können oft durch nachträgliches Croppen angepasst werden. Ist der gewünschte Bildausschnitt gefunden, sollten noch einmal die Belichtungseinstellungen und der ISO-Wert kontrolliert werden. Es gibt nichts ärgerliches, als wenn man zuhause ankommt und feststellt, dass alle Aufnahmen mit zu hohen ISO-werten angefertigt wurden.
Sternenhimmel Fotografieren
Ich verwende drei unterschiedliche Optionen bei der Himmelsfotografie:
Technik 1: Einzelbild mit kurzer Belichtungszeit
Bei dieser Variante wird die Belichtungszeit relativ kurz gewählt und eine einzige Aufnahme angefertigt. Für eine kurze Belichtungszeit wird daher mit offener Blende und hohem ISO-Werten fotografiert. Diese Aufnahmetechnik hat das Problem, dass der Himmel häufig wegen des hohen ISO-Werts ziemlich stark rauscht und nahe gelegene Objekte aufgrund der offenen Blende nicht scharf dargestellt werden können. Dafür ist das Foto schnell im Kasten und die Nachbearbeitung ist Überschaubar (siehe unten). Diese Technik ist daher ideal für erste Experimente.
Technik 2: Einzelbild mit langer Belichtungszeit
Im Grunde funktioniert diese Aufnahmetechnik wie Technik 1. Aber wegen der längeren Belichtungszeit kann der ISO-Wert verringert und/oder die Blende verkleinert werden. So wird der Schärfebereich vergrößert und das Rauschen ggf. reduziert. Allerdings führt diese Aufnahmetechnik (ohne Nachführung) zu mehr oder weniger langen Sternspuren. Ein natürlicher Sternenhimmel mit punktförmigen Sternen wird auf diese Weise nicht abgelichtet. Außerdem kann es bei längeren Belichtungszeiten zum sogenannten Sensor- oder Verstärkerglühen kommen, bei dem meistens eine Ecke des Bildes aufgrund der Wärmeentwicklung in der Kamera deutlich heller wird. Bei der Langzeitbelichtung sollte der Sucher der Kamera unbedingt abgedeckt werden, so dass kein Streulicht durch den Sucher auf den Sensor fällt. Es ist zu beachten, dass bei Langzeitbelichtungen vergleichsweise viel Strom verbraucht wird, weil der Spiegel und Verschluss offen gehalten werden müssen. Dabei sinkt die Akkuleistung bei kalter Umgebung zusätzlich ab, so dass extrem lange Belichtungszeiten nicht immer machbar sind. Für eine möglichst lange Belichtungszeit sollten die Akkus daher möglichst lange warmgehalten und der Ersatzakku z.B. am Körper getragen werden.
Technik 3: Bilderserie mit Nachbearbeitung am PC
Bei dieser Variante werden mehrere Bilder mit Technik 1 aufgenommen. Daher empfiehlt es sich erst mit der Technik 1 zu beschäftigen bis damit gute Ergebnisse erzielt werden. Danach werden dann einfach mehrere Einzelbilder hintereinander aufgenommen. Anschließend werden Zuhause am PC die einzelnen Bilder mit entsprechender Software zu einem Gesamtbild zusammengerechnet. Der Vorteil bei dieser Technik: durch das verrechnen der Einzelbilder vermindert sich das Bildrauschen im Himmel der Aufnahme und durch die insgesamt längere Belichtungszeit kann ein helleres Bild erzeugt werden. Bei der Aufnahme empfiehlt sich folgendes Vorgehen:
- Es werden mindestens 15 normal belichtete Einzelbilder (siehe Technik 1) direkt hintereinander aufgenommen (siehe auch Hinweis weiter unten).
- Soll der Vordergrund scharf abgebildet werden, wird abschließen eine Belichtung mit kleinerer Blende gemacht, was zu einer längeren Belichtungszeit führt. Diese Aufnahme kann auch dazu genutzt werden den Vordergrund noch etwas heller darzustellen. Dazu einfach die Belichtungszeit noch weiter erhöhen. Bei dieser Aufnahme sollte zusätzlich auch der ISO-Wert verringert werden um das Rauschen zu minimieren. Alternativ kann der Vordergrund natürlich auch künstlich aufgehellt werden (z.B. mit einem Blitzlicht oder mit einer Taschenlampe).
- Zum Schluss empfehlen einige Tutorials noch eine gewisse Anzahl von Darkframes (z.B. Fotos bei aufgesetztem Objektivdeckel). Laut einiger Aussagen sollten mindestens so viele Darkframes wie belichtete Frames aufgenommen werden. Andere Quellen sprechen von 8 bis 12 Frames). Die Darkframes sollen in der Nachbearbeitung nochmal zur Rauschreduzierung dienen. Ich überspringe diesen Schritt üblicherweise.
Sind die Fotos im Kasten geht es ab zur Nachbearbeitung. Dabei können die Bilder auf unterschiedliche Art und Weise verrechnet werden. Beim einfachen zusammenfügen werden die hellen Bildteile einfach überlagert. Auf diese Weise entsteht ein Bild, dass wieder Sternspuren enthält.
Mit besonderer Software kann aus den Einzelbildern auch die Bewegung der Sterne wieder zurückgerechnet werden, so dass ein natürliches Sternenfoto erzeugt werden kann. Damit ist die Technik mit mehreren Einzelbildern zwar die aufwendigste aber auch die flexibelste Lösung.
Nachbearbeitung der Fotos
Für Fotos die nach Technik 1 und 2 aufgenommen wurde ist die Bearbeitung im Wesentlichen gleich. Zuerst sollte der Weißabgleich angepasst werden. Der automatische Abgleich ist hier oft viel zu warm. Es bietet sich auch immer an mit dem Magenta-Anteil zu spielen. Danach werden die einzelnen Sterne bzw. Sternspuren über den Kontrast, die Belichtung und/oder Klarheits-Regler z.B. in Lightroom herausgearbeitet. Sollte um die Sterne aufgrund der offenen Blende zu chromatische Aberrationen (CA) gekommen sein, so können diese ggf. auch noch beseitigt oder zumindest reduziert werden. Bei der Nachbearbeitung sollte das Entrauschen mit Bedacht eingesetzt werden. Wird zu viel entrauscht, sieht der Nachthimmel vielleicht besser aus, aber vermutlich fällt auch der ein oder andere Stern beim Entrauschen unter den Tisch. Daher bevorzuge ich die Anpassungen über Kontrast und Klarheit auch wenn es zum Clipping in bei den Sternen führen kann. Eine ausführliche Anleitung zur Bearbeitung von Milchstraßen-Bildern unter Lightroom hat Gunther Wegener als Video-Tutorial zur Verfügung gestellt. Wurde eine Bilderserie angefertigt, die anschließend mit Photoshop zu einem Strichbild zusammengefügt werden soll, mache ich dies wie folgt:
- Ich öffne alle Bilder in Photoshop als jeweils eine Ebene
- Anschließend wird der Ebenen-Modus für alle Ebenen auf „Aufhellen“ gesetzt
Danach sollten die Sternspuren sichtbar sein. Steht Photoshop nicht zur Verfügung so kann eine entsprechende Bearbeitung auch mit Gimp oder einem speziell dafür entwickelten Programm (z.B. Startrails) durchgeführt werden Wenn aus den Einzelaufnahmen jedoch ein Bild mit punktförmigen Sternen erstellt werden soll, ist die Bearbeitung etwas aufwendiger. Am sinnvollsten verwendet man dazu spezielle Software wie z.B. Fitswork oder Deep Sky Stacker. Mit dieser Software wird beim Zusammenfügen der Bilder die Rotation der Erde herausgerechnet, sodass die Sterne anschließend wieder alle übereinander liegen und punktförmig bleiben. Allerdings wird der statische Hintergrund ebenfalls beim Errechnen des finalen Bildes mitgedreht, wodurch er unscharf wird. Daher muss zum Schluss der unscharfe Hintergrund noch mit z.B. Photoshop ausgetauscht werden. Da eine detaillierte Anleitung zur Bedienung von Deep Sky Stacker oder Fitswork für diesen Artikel zu Umfangreich ist, fasse ich hier lediglich die groben Schritte zusammen:
- Zuerst bearbeite ich Einzelfotos in Lightroom (Weißabgleich, Belichtung, Kontrast, Klarheit, …) und Synchronisere die Einstellungen für alle Einzelbilder.
- Anschließend Rechne ich die Bilder mit Deep Sky Stacker oder Fitswork zusammen.
- Sieht der Sternenhimmel im errechneten Gesamtbild gut aus, so tausche ich mit Photoshop die Landschaft in dem Bild, die von der Stacker-Software unscharf dargestellt wird, mit der Version die zum Schluss der Aufnahme erstellt wurde aus. Dazu verwende ich die Ebenenmaskenfunktion.
- Anschließend wird die PSD-Datei in Lightroom importiert und ggf. ein letztes Feintuning vorgenommen.
Eine ausführliche Anleitung zum Stacken der Einzelbilder findet sich auf photonenfalle.ch und im Internet gibt es Anleitungen für den Deep Sky Stacker und für FitsWork.
Toller, sehr umfangreicher Artikel! Danke für die vielen Tipps! Werde öfters mal vorbeischauen auf dem Blog.
Grüsse Marco
viele gute tips … danke :-)
Hey, danke für die investierte Mühe! Ich bin noch blutiger Anfänger, aber bin mir sicher einiges verstanden zu haben dank Deinem Artikel! Da wird heute Nacht gleich mal die Kamera zum Ausseneinsatz kommen! :)
Hey, glaubt ihr, dass das auch ohne Weitwinkelobjektiv funktionieren kann? Viele Grüß Lena
Hallo Lena,
das funktioniert auch mit längeren Brennweiten. Dabei musst du nur beachten, dass bei größeren Brennweiten die maximale Belichtungszeit abnimmt, bei der die Sterne noch Punkte sind und nicht zu strichen werden. Außerdem könnte es bei längeren Brennweiten schwierig werden, wenn du noch Vordergrund mit auf dem Bild haben möchtest.
Gruß
Stephan
Super Anleitung! DANKE!
Super Tipps, danke euch. Pack dann mal meine Sachen und gehe Fotos machen
Ich habe eine Frage, ist es mit einer Blende von f 3,8 noch möglich genug Licht “aufzumnehmen” um solche Bilder (Beispielbilder) zu schießen?
Hallo Celine,
Ja das ist definitif möglich ;)
Angefangen mit Sternenfotografie habe ich mit einem 14mm Objektiv mit einer Offenblende von 3,5 und die Bilder sahen gut aus. Variiere doch einfach bei Bedarf die Belichtungszeit nach oben, dann kompensierst du das fehlende Licht. Nach eigener Erfahrung ist es gut und gern möglich ( je nach Umständen ) auch mit 40 -45 sec zu Belichten ohne die Sterne zu Streifen werden zu lassen.
Ich hoffe ich konnte helfen und viel Spaß beim Fotografieren; )
Ich habe mir auch das Samyang gekauft. Bis jetzt bin ich total zufrieden.Es bildet bis in die Ecken scharf ab und ist so handlich, das es immer im Rucksack dabei ist. Ich verwende es auch für die Sternen Fotografie
http://www.jochenbake.de/samyang-12mm-fisheye-fuer-nikon-vollformat/
Hallo, tolle Anleitung – bin grad dabei mich zu diesem Thema schlau zu machen.
Habe ich richtig verstanden, dass Du wie unter Punkt 3 beschrieben den DSS verwendest ohne Darkframes? DSS kostet mich nämlich Nerven, weil ich mir viel Mühe gemacht und alles nach Vorschrift erstellt habe und es kam nichts dabei raus :-(
Tolle Fotos – will ich auch :-)
Sorry für die späte Antwort. Ich war unterwegs und bin vorher nicht dazu gekommen dir zu antworten.
Mittlerweile ist das mit schon etwas her, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in DSS damals keine Darkframes mehr verwendet habe. Vielleicht wäre es noche ine Option, die Darkframes vorher gesondert zu verrechnen und erst dann die Bilder zusammenzuführen.
Liebe Grüße
Stephan
Sehr Hilfreich, danke!
DANKE für diese tolle Website! –
Eine Frage dazu: Wenn wir den Polarstern fotografieren, dann können wir ihn ja 3h lang belichten – er würde als Punkt in der Abbildung bleiben und nicht zum Strich werden, denn er steht aus unserer Sicht still. Fotografiere ich aber einen Stern nahe des Horizontes, so bewegt sich dieser ja (je weiter vom Polarstern entfernt, desto schneller). Welches wäre die Formel für die max. Belichtungszeit (Ziel: keine Stern-Striche sehen) in Abhängigkeit des Winkels zwischen Stern(Pol) und Stern(Foto)? –
Liebe Grüße – Martin
Mir ist jetzt keine Formel bekannt. vielleicht hat ja jemand einen Tipp, der hier mit liest.
Gruß,
Stephan
Gut gemacht!
Hallo Stephan,
wirklich gut alles Wichtige zusammengefasst. Ich habe mich bisher immer nur einem Bild und kurzen Zeiten begnügt. Aber die Technik 3 bringt bestimmt qualitativ bessere Ergebnisse. Vielleicht sollte ich das bei nächster Gelegenheit auch mal ausprobieren? :-)
LG
Stefan